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Sirince Teil II.

Sirince
Sirince ...ehemalige Schule mit dem schönsten Brunnen des Dorfes....



Übersicht

Sirince
Sirince Impressionen



Die Ansiedlungen innerhalb der Grenzen des heutigen Selcuk waren im gesamten osmanischen Zeitalter enormen Wechseln ausgesetzt. Unter anderem sei hier die Migrationen aus dem Balkan im 19. Jahrhundert erwähnt, weiterhin die Ansiedlung des Yoruk-Stammes (Angehörigen einer Gruppe von oghusisch-türkischen Stämmen) und nicht zuletzt der Bau der Izmir-Aydin-Eisenbahn, der für die weitere Entwicklung von Selcuk von großer Bedeutung war. Trotz all dieser Veränderungen lebten in dieser Region auch Griechen, die zum Teil schon seit Jahrhunderten hier ihre Heimat hatten und die Traditionen ihres Volkes beibehielten. Allerdings waren die Muslime in diesem Gebiet etwas zahlreicher als ihre griechischen Nachbarn. Nach dem Griechisch-Türkischen Krieg und dem folgenden Bevölkerungsaustausch zwischen 1922 und 1924 gab es keine Griechen mehr in dieser Region.




Kirchen In Sirince

Sirince
Sirince Kirche Agios Dimitrios


Im Dorf Şirince können sie zwei historische Kirchen mit schöner Architektur besichtigen, die im 19. Jahrhundert errichtet wurden. Beide Kirchen müssten eigentlich dringend restauriert und renoviert werden, um ihren Fortbestand zu gewährleisten. Die griechisch-orthodoxe Kirche Agios Dimitrios wurde bei meinem Besuch 2012 gerade renoviert. Diese Kirche trohnt auf einem kleinen Hügel und ist schon von weitem zu sehen. Die Fassade der Kirche ist vollkommen weiß gestrichen. Im Inneren der Kirche wurde gerade die Ikonostase restauriert zusammen mit der Erneuerung der Fresken am Altarraum.


Sirince
Sirince Portal der Kirche Agios Ioannou Baptista (St. Johannes der Täufer)


Die andere Kirche ist die griechisch-orthodoxe Kirche Agios Ioannou Baptista (St. Johannes der Täufer), deren Zwischendecke aus Holz gerade erneuert wurde. Am Eingang zur Kirche war ein Hinweisschild zu sehen, dass die Kirche von einer Organisation aus den USA (American Society of Ephesus - George B. Quatman Foundation) betreut wird und sie auch für die Restaurierung verantwortlich sind. Die Johanneskirche ist etwas größer als die Dimitrioskirche und auch vom Baustil sehr unterschiedlich. Errichtet wurde diese Kirche im Jahr 1832. Auf dem Kirchenplatz befindet sich heute ein Café, wo man schön sitzen kann mit einem hervorragenden Ausblick auf das alte griechische Dorf und seine Umgebung.


Schriftstellerin Dido Sotiriou

Dido Sotiriou (1911 - 2004)
Dido Sotiriou (1911 - 2004) Griechische Schriftstellerin - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Die Zeit unmittelbar vor und nach der Vertreibung hat die griechische Schriftstellerin Dido Sotiriou (auch: Dido Sotiriu; griechisch Διδώ Σωτηρίου; türkisch Dido Sotiroğlu;) in ihrem Buch „Blutige Erde“ (Originaltitel: Ματωμένα χώματα“ - „Matoména chómata“ verarbeitet. Dido Sotiriou wurde 1911 in der heutigen Provinzhauptstadt Aydın im damaligen Osmanischen Reich geboren. Sie gewann mit diesem Buch den „Abdi Ipekci Türkisch-Griechischer Freundschaftspreis“. Sotiriou war die Tochter einer ursprünglich wohlhabenden polyglotten bürgerlichen Familie, die in einem herrschaftlichen Haus in Smyrna (heute: İzmir) bzw. in Aydın lebte. Ihre Kindheit, so sagte Sotiriou, sei ihr wie ein „endloses Märchen“ vorgekommen. Sie hatte zwei ältere und zwei jüngere Geschwister.


Smyrna
Smyrna ...colorierte Zeichnung vom Hafen in Smyrna...


Beim Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei nach dem Griechisch-Türkischen Krieg 1922 musste auch Sotirious Familie Smyrna verlassen und landete im Hafen von Piräus, wo der Vater in den Docks und auf Schiffen als Schreiber arbeitete. Das Buch „Blutige Erde“ (Titel der deutschen Ausgabe: „Grüß mir die Erde, die uns beide geboren hat“ - Titel der türkischen Ausgabe: „Benden Selam Soyle Anadolu'ya“) handelt von der Brüderlichkeit zwischen Türken und Griechen in Anatolien vor und nach dem Ersten Weltkrieg, von Menschen, die das blutige Kriegsumfeld infolge der Invasion der Griechen in die Ägäisregion erlebten und vom Bevölkerungsaustausch zwischen den beiden Ländern nach dem Krieg.


Sirince
Sirince Taverne
Sirince
Sirince ...griechische Häuser und die ehem. Kirche Agios Dimitrios...


Im Dorf Sirince bin ich im Museum auf einen Abschnitt aus der Originalveröffentlichung des Buches gestoßen:

Wenn es auf der Erde einen solchen Ort wie den Himmel gibt, dann muss unser Cirkince ein Teil des Himmels sein.

Nebenbei erwähnt sie die Schönheiten von Sirince (Cirkince). Dido Sotiriou verstarb am 23. September 2004 in Athen. Nach ihr benannt ist der Dido Sotiriou-Preis. 1959 erschien ihr erster Roman, 1962 dann „Blutige Erde“ („Ματωμένα χώματα“; Titel der deutschen Ausgabe: „Grüß mir die Erde, die uns beide geboren hat“), ihr wohl größter Erfolg. Das Buch handelt vom Trauma der Vertreibung der Griechen aus Kleinasien. Im Vorwort erwähnt Sotiriou, dass sie den Roman auf der Grundlage von Aufzeichnungen eines kleinasiatischen Bauern namens Manolis Axiotis schrieb, der die Ereignisse als Augenzeuge erlebt hatte.


Erinnerungen an Cirkince

Sirince
Sirince Impressionen


Der türkische Schriftsteller und Dichter Sabahattin Ali (* 25. Februar 1907 - 2. April 1948) berichtet in seinem Buch Çirkince:

„(....) Speziell Çirkince (....) Besonders diese sieben, achthundert Haushalte im Bergdorf (....) Eine kleine griechische Stadt, deren Plätze von großen Platanen beschattet werden, mit weißen Häusern, deren Fenster zwischen Pinien und Olivenhainen aus der Ferne funkeln (....) Seit meiner Kindheit habe ich nie verstanden, warum sie einen so schönen Ort Çirkince (hässlich) nennen. Wie wir mit den Töchtern der Kapitäne, die uns ihre Häuser öffneten, und den griechischen Kindern der Nachbarschaft durch die sauberen Straßen mit ordentlichen Pflasterungen rannten, wie wir Ochsenkarren, die wir mit Silberbeeren und Quittenzweigen schmückten, zusätzlich mit Holzwachs dekorierten, wie wir die Boote aus Kiefernrinde segeln ließen auf den Trinkbecken jedes fließenden Brunnens an jeder Ecke, und wie wir die Lämmer fütterten, mit Blättern, die wir von den Ulmen pflückten (....)“


Sirince
Sirince Kirche St. Johannes der Täufer- Interior
Sirince
Sirince Kirche St. Johannes der Täufer - Interior


„Abgesehen von dem kretischen Coffeeshop-Besitzer, der schon seit Jahren hier ist, und einigen Militärs und Beamten, die vor der Hitze und dem Fieber von Selcuk geflohen sind, ist das ganze Dorf griechisch. Sie haben alle Feigengärten in der Ebene und Olivenhaine am Rande der Berge. Früh am Sommermorgen steigt die gesamte Dorfgemeinschaft mit ihren Pferden in die Ebene hinunter, um die Feigen zu verarbeiten; sobald sie fertig sind, kehren sie alle im Kavallerie-Stil in der kühlen Nacht in das Dorf zurück. Sie tun das gleiche während der Wintermonate, um die Oliven zu ernten. In diesen einfachen Dörfern ist es nicht möglich, das blasse und aufgeblähte Wasser zu sehen. Sogar die verkrüppelten älteren Menschen, die zurückgelassen wurden, als alle zur Feigenernte gingen, haben rosige Wangen. Sie gehen immer auf die Straße, nachdem sie zu Abend gegessen haben, und laufen in größeren Gruppen herum, die von Mandolinen spielenden Teenagern und sanften Mädchen begleitet werden“.


Sirince
Sirince ...griechische Schulklasse 1919....


„Sie haben eine riesige Kirche, vier Grundschulen und ein Gymnasium. Sonntags sind die Gärten, die sich am Rand auf dem mit Platanen bewachsenen Platz befinden, mit gut gekleideten Leuten gefüllt, während Paare ihren Raki schlürfen, spielen die Kinder und ältere Frauen stricken Schals aus schwarzer Wolle. Wenn Sie durch die offenen Türen der einstöckigen (....) Häuser blicken, können Sie einen gut dekorierten Saal mit Tischen aus Walnussholz mit Spitzentischdecken in der Mitte und Konsolenspiegeln mit geschnitzten Rahmen sehen. Sie haben eine großartige Beziehung zu den umliegenden türkischen Dörfern. Sie wurden von den Einheimischen so geliebt, dass sie dort blieben, wo sie waren, und nicht wie in anderen griechisch bewohnten Regionen, deren Bevölkerung während der Zeit der Mobilisierung nach Zentralanatolien verbannt wurde...." [2]


Didyma

Didyma - heute Didim
Didyma - heute Didim Ruinen des Apollontempels


Neben dem Orakel von Delphi mit den berühmten Weissagungen der Pythia ist die antike Stätte Didyma mit dem Tempel des Apollon die bekannteste unter den griechischen Orakelstätten. Der heutige Name Didim hat seinen Ursprung vom alten Didyma und ist heute eine moderne Stadt mit mehreren Ortsteilen. In den Zeiten des Osmanischen Reiches nannte man die Stadt Hieronda. Nach der Gründung der modernen türkischen Republik nannte man sie Yoranda oder Yoran. Nach der teilweisen Zerstörung durch ein Erdbeben im Jahr 1955.....

Weitere Informationen zum Orakel von Didyma an der Westküste der Türkei finden Sie hier....!


Domatia (Eski Doganbey)

Domatia - Eski Doganbey
Domatia - Eski Doganbey ...ehem. griechisches Dorf - heute Eski Doganbey...


Nicht zuletzt will ich einen Ort erwähnen, den ich im Jahr 2002 zum erstenmal besucht habe und dem ich später weitere Besuche abgestattet habe. Die Rede ist von Domatia, einem griechischen Dorf hier an der Küste von Kleinasien. Die Türken nennen den Ort, der sich in einer Höhe von 300 Meter befindet, Eski Doganbey. In diesem Dorf lebten die griechischen Bewohner bis zum Jahr 1923, danach mussten fast alle Griechen Kleinasien und die Region Pontus verlassen. Im Gegenzug kamen viele Türken aus den griechischen Gebieten sowohl vom Festland als auch von den größeren Inseln und zogen....

Weitere Informationen zum ehemaligen griechischen Dorf Domatia (heute Eski Doganbey) am Südabhang des Mykale Gebirges finden Sie hier....!


Quellenhinweis:


1.: Die Informationen zur Geschichte des griechisch-türkischen Dorfes Şirince im Westen Kleinasiens basieren auf dem Artikel Sirince (Stand vom 27.03.2018) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

2.: Zitiert aus dem Buch Çirkince (Sırça Köşk, das Geschichtenbuch) des türkischen Schriftstellers Sabahattin Ali aus dem Jahr 1947!


Fotos aus Sirince Teil II.